Das ist ein interessanter Gedankengang. Doch für den stinknormalen Bürger (Nicht-Journalist) ist bei der Entscheidung ob private Anfrage oder Anfrage über FragDenStaat etwas anderes viel wichtiger als journalistische Formulierungskünste:
Information und Transparenz sind zwei verschiedene Dinge.
Insbesondere die stark unterfinanzierten Behörden informieren lieber einen einzelnen Bürger als bestimmte Informationen auf FragDenStaat veröffentlicht zu sehen. Denn Transparenz wäre für diese Behörden der Worst-Case.
Wer seine Priorität auf Transparenz legt, braucht eine höhere Frustrationstoleranz, sollte eine verhältnismäßig starke Position haben und sich ggf. auch eine langwierige kräftezehrende Auseinandersetzung leisten können.
Wer jedoch dringend Informationen braucht, fährt oftmals besser mit einer privaten IFG-Anfrage.
Als ich gesundheitlich und finanziell im extrem geschwächten Zustand war, habe ich im Umgang mit Behörden (in NRW) manchmal (selten) folgenden Weg beschritten:
- Information wurde mir verweigert. Das sei intern.
- Ich dachte laut darüber nach (mündlich oder schriftlich) via FragDenStaat eine IFG-Anfrage zu stellen.
- Mir wurde die notwendige Information gegeben. Eine IFG-Anfrage an die dafür zuständige Stelle erübrigte sich. Und unsere Zusammenarbeit wurde produktiver.
Das waren Ausnahmesituationen und dieses “Laut Denken” führte mich aus einer unsäglichen Sackgasse heraus.
Notwendige Information? - Ja.
Transparenz für Alle? - Leider nicht in absehbarer Zeit möglich.
Mag ich der Behördenperson, die mir auf unbürokratischem Wege mit Informationen weiterhalf, nachträglich schaden? - Nein.
Dasselbe bei anderen Betroffenen, die mit dieser Behörde zu tun hatten und denselben Weg genommen haben wie ich. Selbstverständlich kam es in meiner damaligen Selbsthilfegruppe & Selbsthilfeforum auch immer Mal wieder zum Erfahrungsaustausch im Umgang mit Behördenmenschen. Da gab es nicht die Eine - einzig wahre - Strategie, sondern mehrere fruchtbare Strategien. Was einem liegt, ist individuell. Authentizität wirkt.
Doch Eines kann ich dir berichten:
Wenn eine Person am Boden ist und die Hilfe anderer Menschen braucht, wirken sowohl die Herangehensweise als auch die Motivation eines Journalisten - die Wahrheit unbedingt aller Welt verkünden wollen - auf sehr viele Mitmenschen kontraproduktiv.
Diese Strategie brachte im besten Falle gar nichts.
Im Gegensatz dazu kann es natürlich Spaß machen, in den Dingen, in denen man weitestgehend unbefangen (Nicht-Betroffener) ist, auch Mal Journalist zu spielen.
Bei Unbefangenheit ist die Gefahr das Opfer von Victim-Blaming zu werden, sehr gering.
Die dritte Position wäre die des an der Demokratie beteiligten Bürgers. Wenn man das Wissen über den Status quo + konkrete gute Ideen hat, kann man auch mit Entscheidungsträgern (m,w,d) über Ideen sprechen BEVOR man den Status quo an den Pranger stellt. Zu diesem Zeitpunkt hören einem mehr Entscheidungsträger zu (meiner Erfahrung nach). Wenn so Einer meine Idee als seine ausgeben will: freu ich mich.
Der Entscheidungträger steht eh volle Breitseite in der Öffentlichkeit. Da will ich gar nicht hin.
Ich denke, letztendlich braucht es beides: Information & Transparenz.
Also sowohl private Anfragen als auch Anfragen via FragDenStaat.
In Zukunft werde ich beides nutzen - je nachdem.
Doch nachträglich private Anfragen zu veröffentlichen finde ich shady.
Wenn veröffentlichen, dann doch lieber von Anfang mit offenen Karten spielen.
Das hast du getan als du dich direkt als Journalist zu erkennen gabst.
Und dass es um Transparenz geht, ist den Behörden auch klar, wenn eine Anfrage via FragDenStaat kommt.